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#13 – Photovoltaik und 2G in Spanien

SpotBeat Family Podcast
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#13 - Photovoltaik und 2G in Spanien
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Das Leben eines Reisenden gefällt uns bislang ganz gut. Es fühlt sich ungezwungen an, weil wir außer uns selbst und unseren Kindern, keine weiteren Verpflichtungen haben. Wir sind aktiv, weil wir mehrmals die Woche unsere Komfortzone verlassen. Allein schon deshalb weil wir uns ständig in neuer Umgebung orientieren müssen.

Jede Woche lernen wir andere Menschen kennen. Manche sind uns auf Anhieb sympathisch. Andere nicht. Jepp, wie das halt so ist. Mit denen, die wir mögen, verbringen wir unsere Zeit oder tauschen zumindest Kontaktdaten aus. Mit den anderen bleibt es bei einem Smalltalk und wir lernen bestenfalls etwas dazu.

Aber das wirklich Spannende ist heute nicht zu wissen, was wir morgen machen. Es hat einfach einen gewissen Reiz den eigenen Planungs-Fetisch in die Tonne zu treten und sich auf das Nomadenleben einzulassen. Denn irgendwie öffnen sich Türchen immer dann, wenn man am allerwenigsten damit rechnet. So wie gestern.

Da trank ich noch morgens mein Käffchen und dachte darüber nach, dass ich diese Woche eigentlich nichts Spannendes zu erzählen habe und – bäm – nur 6 Stunden später sieht die Welt wieder ganz anders aus.

Willkommen bei der 13 Folge des SpotBeat Family Podcasts. Mein Name ist Sergej.

Wir sind für die letzten zwei Monate in Spanien echt dankbar. Unsere Psyche hat sich erholt und wir haben neue Kraft getankt. Wir haben unglaublich viel gelacht und sehr viel Zeit in der Natur verbracht. Wir waren schwimmen und klettern. Haben lecker gegessen und viele neue Freundschaften geschlossen.

Aber damit ist jetzt Schluß!

Gestern Abend sind wir auf die Area Camper Mazarron gefahren. Der Stellplatz, auf dem wir unsere erste Nacht als Camper verbracht hatten und immer mal wieder anfahren, wenn wir ordentlich duschen wollen.

Meine Frau ist zur Rezeption, um uns anzumelden und unsere Pakete abzuholen. Ich fuhr zur Grauwasserentsorgung und habe den Teil hinter mich gebracht, der zum Vanlife dazu gehört.

Als sie wieder kam, meinte sie nur: Es ist soweit. Ab heute 2G. Der Besitzer lässt uns heute Nacht noch stehen, aber morgen müssen wir weg. Duschen dürfen wir auch nicht. Er hat empfohlen sich impfen zu lassen, das wäre für uns einfacher.

Dass 2G in Spanien kommt, haben wir erwartet. In so fern war es kein Schock, sondern eher ein unangenehmes Gefühl nicht willkommen zu sein. Also packten wir nicht aus, schmissen stattdessen die Elefantenkuh an und fuhren weiter.

Aktuell stehen wir auf einem Campingplatz, auf dem unser Impfstatus nicht abgefragt wurde. Während ich das hier aufnehme, plantschen die Kinder im beheizten Indoor-Schwimmbad und haben Spaß. Aber natürlich ist das nur eine Frage der Zeit, bis die Behörden auch diesen Besitzer zur Kasse bitten und er aus Angst um seine Existenz die schmutzige Arbeit für sie erledigen wird.

Für uns ändert sich noch nicht viel. Da wir eh meistens wild stehen und Campingplätze meiden, ist das lediglich ein Umstand, den wir berücksichtigen müssen.

Apropos Wildcampen. Unser Wohnmobil bekommt demnächst ein Upgrade. Und zwar werden wir bald in Sachen Strom gut aufgestellt sein. Noch so ein Türchen, dass sich unverhofft für uns geöffnet hat.

Strom ist, wie ich schon öfters durchblicken lassen habe, für uns ein Flaschenhals. Deshalb habe ich mich gedanklich wochenlang damit beschäftigt und nach der besten Option gesucht. Denn ich bin ein Laie und das Wissen habe ich mir in zahlreichen Unterhaltungen mit anderen Campern angeeignet, die da schon weiter als ich sind.

Ein weiteres Problem ist, dass ich in Deutschland in der Lage wäre mir alle nötigen Komponenten selbst zu organisieren und sogar eine Leiter hätte ich da.

Im Ausland ist das alles nicht so einfach. Hier fangen wir quasi bei null an und müssen erst lernen, wie und wo wir an die Dinge kommen, die wir brauchen. Und einen Ort für die Montage habe ich auch nicht. Bleibt also nur der Strand.

Albert hat mir erzählt, dass größere Baumärkte Photovoltaik-Panele verkaufen. Einen großen Baumarkt in der Gegend von Aguilas zu finden, ist aber nicht einfach. Und das was hier als Baumarkt bei Google Maps durchgeht, existiert in Deutschland schon lange nicht mehr.

Also sind wir am Mittwoch nach Vera gefahren und haben tatsächlich einen riesigen Baumarkt gefunden, der seinen Namen auch verdient. Eigentlich war das eher ein Mediamarkt, ein Bauhaus und ein Ikea in einem. Folglich ist meine Frau auch für zwei Stunden dort verschwunden. Ich hatte weniger Erfolg. Sie hatten alles da, bloß keine Photovoltaik-Technik.

Also sind wir runter zum Strand, parkten und bekamen kurze Zeit später eine Nachricht von Jenny.

Braucht nicht weiter zu suchen, wir haben für euch den genau richtigen Kontakt klar gemacht.

Jenny hatte eine Alexa kennengelernt. Alexa kannte einen Mario. Und Mario baut nicht weit von Mazarron Photovoltaikanlagen auf Wohnmobildächer. Ist das nicht geil?

Also rief ich Mario an, er schickte mir seinen Standort und wir fuhren hin. Wenn du mal etwas Außergewöhnliches sehen willst, dann besuch ihn mal. Vorbei an kilometerlangen Gewächshäusern geht eine Straße direkt zum Meer. Dann ein paar Hügel rauf und runter kommt man am Strand in eine Sackgasse.

Normalerweise stehen Camper eher bescheiden am Strand. Eins zwei Stühle, vielleicht mal ein kleiner Klapptisch. Wir wollen nicht von der Polizei verjagt werden und versuchen deshalb so zu tun, als ob wir parken und nicht campen. So kommt die Gardia Civil nicht in die Situation illegales Camping verbieten zu müssen.

Bei Marios Platz ist das anders. Ein voll ausgebauter LKW mit aufgestellten Photovoltaik-Panelen, ein Gartenzaun. Einige Motorräder, die in der Ecke stehen. Ein kleiner Kinderspielplatz für Marios Söhne. Einige Kubikmeter große Wasserspeicher, fetter Grill, Gartengarnitur und selbst ein Beet ist angelegt, in dem Aloe Vera wächst.

Man versteht auf Anhieb, dass Mario nicht erst seit gestern da steht.

Seit Juni 2019, um genau zu sein.

Mario und seine Familie wohnen seit mehr als zwei Jahren direkt am Strand.

Wie ist das möglich? Frage ich seine Frau und sie erklärt:

In Spanien gibt es ein Gesetzt, wonach Obdachlose selbst eine Parkbank als ihren gewöhnlichen Aufenthaltsort angeben können. Denn dann können Sie Sozialhilfe beziehen. Also sind wir zur Stadt und haben gesagt, dass wir jetzt am Strand leben. Si, si. sagte der Stadtbeamte, der das Gesetzt kannte und hat uns am Strand wohnhaft gemeldet. Kurze Zeit später kam die Polizei und wollte uns wegen Camping vertreiben. Wir haben die Meldebescheinigung vorgezeigt und gesagt, dass wir nun hier leben. Darauf hin bekamen wir eine Strafe von 100€. Wir gingen zum Anwalt, der hat einen Brief aufgesetzt und seit einem Jahr haben wir Ruhe.

Und so wohnt Mario mit Familie und ein paar anderen Aussteigern nun an diesem Strand, der nicht ihnen gehört und installiert Photovoltaikanlagen bei Campern, wie uns.

Während ich mit seiner Frau schnackte, kletterte er aufs Dach, hat die verfügbare Fläche vermessen, kam runter und meinte:

Da bekommen wir was ordentliches hin.

Nach ein wenig Rechenarbeit hat er uns empfohlen eine 720Wp Anlage zu installieren. Wir bekommen neue Panele, einen vernünftigen Laderegler und zwei AGM-Batterien mit jeweils 150Ah. Den Status der Batterie und des Reglers kann ich jederzeit mit meinem Handy auslesen und sehe so, wie voll die Akkus sind und wieviel Sonne die Photovoltaikanlage da gerade rein schiebt.

Zum Vergleich: Unsere aktuelle Anlage hat einen 50Wp Panel und zwei 60Ah Batterien, von denen ich glaube, dass sie einen weg haben. Das macht einen 14-fachen Ertrag an Sonne und eine Verdreifachung des Speichers.

Zusammen mit meiner externen Power-Station kommen wir auf satte 4000Wh, was auf jeden Fall reichen wird, um die Laptops zu laden und einen Film von Anfang bis zum Ende zu schauen.

Und was kostet der Spaß?

Ja, günstig wird es nicht. Die Kosten der Bauteile belaufen sich auf fast 1500€ und die Installation wird ca. 300€ kosten. Auf der anderen Seite entspricht die Anlage ungefähr einem Zehntel unserer Photovoltaikanlage auf dem Haus und kostet ebenfalls einen zehntel. Passt also.

Wir haben uns verabredet zwischen Weihnachten und Neujahr loszulegen und ich habe richtig Bock auf das Projekt, weil ich dabei eine Menge Wissen mitnehmen werde.

So ich ziehe mich jetzt an und schaue mal, wie die Kinder im 30° warmen Wasser plantschen.

Du und ich hören uns nächste Woche. Ich wünsche dir ein schönes Weihnachtsfest und chillige Feiertage.

Bis dann.

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Kein Spam. versprochen.

Über diesen Autor gibt es soviel zu sagen, das passt hier alles gar nicht hin. Am Besten kontaktieren und kennenlernen 😉.

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