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#12 – Autarkie & Spanner

SpotBeat Family Podcast
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#12 - Autarkie & Spanner
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Kennst du den Film The Gambler aus dem Jahr 2014? In dem spielt Mark Wallberg einen spielsüchtigen Professor, der lebensmüde wie er ist, sich einen Haufen Geld leiht, das er am Ende verzockt. Auf jeden Fall sitzt er irgendwann in einer Bar Frank gegenüber, von dem er sich weiteres Geld leihen will und Frank erzählt ihm Folgendes:

Wenn man 2,5 Millionen Dollar gewinnt, weiß jedes Arschloch was zu tun ist. Man kauft ein Haus mit 25 Jahren Garantie aufs Dach, einen unverwüstlichen japanischen Kleinwagen, legt den Rest solide an, um die Steuern zahlen zu können und das ist dein Fundament. Das ist deine Festung der Einsamkeit. Das verschafft dir für den Rest deines Lebens den Status Fuck You. Jemand will, dass du irgendwas machst? Fuck you! Dein Chef nervt dich? Fuck you! Besitz dein eigenes Haus, hab ein paar Kröten auf er Bank und trink nicht. Mehr kann ich keinem Raten, egal wo er gesellschaftlich steht.

The Gambler (2014) / https://www.youtube.com/watch?v=tuKJBPDBNPs

Mir kam dabei die Gänsehaut und hat mich inspiriert. z.B. dazu uns ein Fuck You Polster zuzulegen. Eine Summe X, die wir zur Seite geschafft haben, von der wir mindestens ein Jahr überleben könnten, ohne uns einschränken zu müssen. Für den Fall der Fälle meine ich. Und es hat weitere Gedankengänge in meinem Kopf angestoßen, z.B. über unsere Abhängigkeit von anderen Menschen.

Da es diese Woche recht ruhig bei uns war – bis auf den Spanner meine ich, aber dazu später mehr – möchte ich heute über das Thema Autarkie mit dir sprechen.

„Das ist kein Gespräch, wenn einer Redet und der Rest zuhört. Du Ausländer.“

Willkommen bei der 12 Folge des SpotBeat Family Podcasts. Mein Name ist Sergej.

Was bedeutet für dich Freiheit? Ich tue mir mit Wortdefinitionen schwer, weiß aber was das Wort für mich bedeutet. Im Duden steht:

Ein Zustand, in dem jemand von bestimmten persönlichen oder gesellschaftlichen, als Zwang oder Last empfundenen Bindungen oder Verpflichtungen frei ist und sich in seinen Entscheidungen nicht eingeschränkt fühlt.

https://www.duden.de/rechtschreibung/Freiheit

Aha. Freiheit ist also ein Zustand, den ich empfinden kann. Entweder weil ich auf Droge bin oder weil ich mein Leben so führe, dass ich keine Verpflichtungen habe, die ich als Last empfinde und keinen Zwängen unterliege.

Ich glaube, dass der Wunsch nach diesem Freiheitsempfinden in unserer DNA kodiert ist. Wahrscheinlich sogar in der DNA aller Lebewesen. Keiner von uns mag es eingesperrt oder zu etwas gezwungen zu werden. Nun ist es aber so, dass für die meisten von uns gewisse Zwänge existieren. Entweder Zwänge von außen oder Zwänge, die wir uns selbst auferlegen.

Beispielsweise der Zwang pünktlich sein zu wollen und früh zur Arbeit aufstehen zu müssen. Oder zu lächeln, obwohl der Kunde ein Arschloch ist. Und es gibt einen Haufen gesellschaftlicher Normen, die wir uns selbst zwingen einzuhalten oder von anderen gezwungen werden sie einzuhalten.

Es geht in einer Gesellschaft aber auch nicht anders. Es kann nämlich passieren, dass ich durch das Ausleben meiner Freiheit, die Freiheit eines anderen Menschen beschneide.

Ich könnte um 03:00 morgens neben dem Wohnmobil meiner Nachbarn die Musik voll aufreißen. Würde aber dann ihre Freiheit einschränken, sich einen erholsamen Schlaf zu gönnen. Oder ich stelle mich relaxt ohne Maske neben einen Menschen, der sich sich täglich die volle Dröhnung s.g. Nachrichten gibt und damit in einer ganz anderen Welt lebt als ich. Mein Bedürfnis nach frischer Luft kollidiert mit seinen Bedürfnis nach einer desinfizierten Umwelt.

In einer Gesellschaft endet meine Freiheit also da, wo ich die Freiheit eines anderen beschneide.

Damit das Zusammenleben aber trotzdem funktioniert, könnten wir einen einfachen gesellschaftlichen Vertrag schließen. Wir könnten beispielsweise sagen:

„Ich lasse dich leben, lass du auch mich leben“

Das dies in der Praxis nicht immer so läuft, zeigt die Geschichte. Tyrannen, die Völker versklaven; Gurus, die Menschengruppen zum Massenselbstmord verführen, Schläger, die einem die PIN zu der EC Karte abpressen usw. Ich wette dir fällt auch aktuell das eine oder andere Beispiel ein.

Freiheit ist also nichts Selbstverständliches. Ich kann deine Freiheit mit psychischer oder mit plumper physischer Gewalt einschränken. Aber nur, wenn du mich lässt.

Wenn du dich wehrst oder Maßnahmen ergreifst, um dich und deine Familie vor meiner Gewalt zu schützen, dann habe ich möglicherweise keine Chance mehr und du wirst deine Freiheit behalten.

Deshalb baut der Mensch Mauern, installiert Alarmanlagen, bezahlt Söldner, erfindet Gesetze oder versucht einen gewissen Grad von Autarkie zu erreichen. Denn Angriff auf unsere Freiheit erfolgt immer über unsere Schwachstellen und unsere Abhängigkeiten.

Junge, wenn du jemanden wehtun willst, dann geh voll auf seine Kehle.

Jeder von uns hat gewisse Grundbedürfnisse zu decken. Bedürfnis nach Trinkwasser, nach Essen und schlafen. Mal auf die Toilette gehen zu können. Nach Sicherheit, Hygiene usw.

Vollständige Autarkie bedeutet, dass ich alle materiellen Grundbedürfnisse decken kann, ohne von anderen Menschen abhängig zu sein. Ich kann dann allein überleben.

Genau. Ich hole mir mein Wasser aus einem Brunnen, eine Armee von Hamstern erzeugt meine Elektrizität, im Wald gehe ich jagen, wenn die Fleischvorräte alle sind und wenn mir einer dumm kommt, dann sorgen meine drei Dobermänner für Entspannung.

Autarkie verstehe ich als ein Werkzeug, um einen Teil meiner Freiheit zu sichern und einen Teil der Abhängigkeiten abzubauen, die zwangsweise durch die Fremdversorgergesellschaft entstanden sind. Abhängigkeit vom Wasser- und Elektrizitätswerk, von Supermärkten, von Arbeitgebern usw.

Wenn ich unser Leben so betrachte, dann ist der Anfang Richtung Autarkie schon gemacht. Schutz vor Unwetter haben wir in unserem mobilen Haus. Wir verdienen unseren Lebensunterhalt ortsunabhängig und die Elektrizität kommt vom Dach. Davon noch zu wenig, aber das bekommen wir in den Griff.

Wasser ist tatsächlich der größte Flaschenhals. Nach drei Tagen ist der Tank leer. Dann gibt keine WC Spülung, kein Abwaschen und keine Duschen. Wenn das Trinkwasser alle ist, dann gibt es keine gekochten Nudeln und nach drei Tagen ist man tot.

Es gibt mehrere Möglichkeiten an Wasser ran zu kommen. Die einfachste Art ist sicherlich die Tankstelle. Dann gibt es Stellplätze, Campingplätze und der Vorbesitzer unseres Wohnmobils hat uns Friedhöfe empfohlen.

Von der bisher kreativste Möglichkeit Wasser zu sammeln, hat mir Albert erzählt. Er traf eine Familie in Frankreich, die einen Garten dabei hatten. Du hast richtig gehört: Sie fuhren mit einem Pflanzenbeet auf dem Dach herum. Sie haben ein Becken gebaut und mit einem ganz leichtem Substrat gefüllt, in das Sie Grünzeug pflanzten.

Wenn es regnet, filtert das Substrat die groben Stoffe und die Wurzeln kümmern sich um die Bakterien. Anschließend wird das Wasser in einen Tank geleitet und ist sauber genug, um das Geschirr spülen zu können oder sich die Zähne zu putzen. Dumm nur, dass es in unserer Gegend an 300 Tagen im Jahr nicht regnet.

Es gibt mittlerweile auch Generatoren, die mit Hilfe von elektrischer Energie Wasser aus der Luft ziehen. Allerdings benötigen sie knapp 300 Wh für einen Liter Wasser. Da unser Wasserverbrauch bei knapp 25 Liter pro Tag liegt, müssten wir schon ein Mini-Atomkraftwerk betreiben, um den Strombedarf dafür zu decken.

Abwasser ist auch so ein Thema, das Autarkie erschwert. Der Grund warum wir 80 Jahre alt werden und nicht mehr an der Pest sterben ist nicht nur die Medizin, sondern insbesondere die Hygiene. Dadurch, dass wir nicht mehr da hin scheißen, wo wir schlafen, bilden sich keine Agro-Bakterien aus und auch das Ungeziefer bleibt fern.

Ich finde, wir sollten das beibehalten.

Das Toilettenproblem ist unter Campern ein offenes Geheimnis und ein beliebtes Gesprächsthema. Erst gestern hatte ich Sangia kennengelernt, die mir von einer Lösung mit Katzenstreu erzählte.

Du legst einen Beutel in die Toilette, machst da rein, streust Katzenstreu drüber, damit sich die Flüssigkeit bindet und ab damit in den Hausmüll.

Es klingt merkwürdig sich die Toilette mit einer Katze zu teilen, ergibt aber Sinn. Denn erst wenn Flüssig und Fest in Kontakt kommen, gärt die Sache und wird zu einem Problem. Bindet man die Flüssigkeit vorher, ist das Problem gelöst.

Mein Favorit ist bisher die Verbrenner-Toilette. Dabei wird der Toiletteninhalt einfach mit Gas verbrannt. Übrig bleibt ein Häufchen Asche, die man einmal die Woche im Restmüll entsorgt.

Gas ist übrigens auch etwas, auf das wir angewiesen sind. Wir betreiben damit unseren Kühlschrank, kochen unser Essen und heizen. Alles Dinge, auf die wir nicht verzichten können.

Das nächste materielle Grundbedürfnis, das wir in einer Fremdversorgergesellschaft nicht allein decken, ist Nahrung. Wir fahren zum Supermarkt, packen unsere Einkaufswagen voll und Abends wird gegrillt. Zwei Fragen kommen mir dabei in den Sinn:

Erstens, fallen dir spontan andere Möglichkeiten ein, wie du an Essen kommst, wenn der Supermarkt mal geschlossen ist?

Und zweitens, was ist, wenn der Supermarkt seine Türen mit einem Scanner absichert und du nur mit einem gültigen QR-Code reinkommst?

Unmöglich! Wirklich? Ich wäre mir da nicht so sicher.

Also Wasser, Abwasser, Wärme, Schutz vor Unwetter und Lebensmittel sind die wesentlichen Bedürfnisse, um die sich unser ortsunabhängiges Leben dreht. Danach kommt Internet, soziale Netzwerke (damit ist keine App gemeint) und eine sinnvolle Beschäftigung.

Wir spüren – und da können unsere Meinungen gern auseinander gehen – wie unsere Freiheit angegriffen wird. Und deshalb machen wir uns mehr Gedanken über Autarkie als früher. Oder, um es mit den Worten von Frank auszudrücken:

Du solltest dir für den Rest deines Lebens den Status Fuck You sichern.

In diesem Podcast spreche ich nicht über jedes Windchen, das mir durch meine Birne weht. Aber ich möchte, dass du weißt, das wir aktiv an unserem Fuck You Status arbeiten, und nicht einfach nur wie Hippies irgendwo am Strand rumhängen. Denn eine Dauerlösung ist das hier nicht.

Wobei ich schon sagen würde, das ein mobiles Heim ein Teil der Lösung ist. Denn der Grund, warum wir erpressbar geworden sind, resultiert meiner Meinung nach teilweise aus der Abhängigkeit von einem bestimmten Ort.

Das Thema Autarkie werden ich die kommenden Wochen immer mal wieder thematisieren. Aber für heute ist es denke ich genug.

So, was ist nun mit dem Spanner?

Achja. Ein kleines Nebenprojekt, das wir hier kollektiv vorantreiben, ist die Jagt nach einem Spanner, der unseren Frauen nachstellt. Und zwar ein Angestellter von Agilas. Der Tankstelle, an der wir unsere Ver- und Entsorgung machen.

Er würde seine Masche wohl so beschreiben:

Ich verkaufe den Frauen Duschmarken, warte fünf Minuten, bis sie in die Duschräume reingegangen sind, gehe dann rein und tue so, als ob ich etwas total wichtiges reparieren muss. Schlau oder? Dann, wenn sie nackt vor mir stehen, reiße ich meine Hände in die Luft und tue total überrascht. Hehe, funktioniert jedes mal.

Das gefällt uns nicht. Heute waren wir da und wollten ihn filmen, sobald er sein Ding durchzieht. Aber er war leider nicht da. Sobald wir das dokumentiert haben, sollte er seinen Job verlieren. Wenn nicht, dann greift Plan B. Wie der aussieht erzähle ich, wenn es soweit ist.

Das Thema Schule holt uns übrigens immer wieder ein. Nicht unsere Schule – da ist alles tuti, sondern andere Eltern, mit denen wir bereits in Kontakt stehen und neu kennenlernen. Andere Schulen, andere Bundesländer, andere Regeln.

Eltern wehren sich gegen die Maskenpflicht und ab Januar sollen die Kinder medizinische Masken tragen. Musst du selbst wissen, wie geil du das findest. Ich bin mir sicher, dass es sowohl Lehrer als auch Schulleiter gibt, die das kritisch sehen. Aber auch sie sind über ihre Jobs erpressbar und die Schule ist nunmal das was sie ist: Eine vom Staat betriebene Anstalt. Erwarte aus der Ecke also keine Rückendeckung.

Und landen wir damit nicht wieder beim Thema Autarkie? Denn auch die Bildung unserer Kinder ist ein Grundbedürfnis, dass wir in einer Fremdversorgergesellschaft von anderen Menschen und Einrichtungen decken lassen. Abhängigkeiten wie diese, machen uns angreifbar. Und genau das bekommen hunderttausende Schüler und Eltern jetzt zu spüren.

Also in den Wald ziehen, Käfer essen und nie wieder Netflix schauen?

Was du aus diesen Überlegungen machst, ist ganz allein dein Bier. Du weißt schon: Leben und leben lassen. Mir reicht es laut darüber nachgedacht zu haben. Das bloße Nachdenken sorgt ja schon dafür, dass ich Dinge in einem anderen Licht betrachte und evtl. wirkt sich das auf meine späteren Entscheidungen aus.

Uns würde interessieren, was du zum Thema Autarkie und Freiheit zu sagen hast. Schreib uns einfach.

Ansonsten wäre ich soweit durch. Gottseidank.

Meine Tochter lässt sich gerade das Ohr stechen. Ich werde später wohl ein paar Wunden zu lecken haben.

Dir wünsche ich einen guten Start in die nächste Woche und wir hören uns in sieben Tagen wieder.

Bis dann.

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Kein Spam. versprochen.

Über diesen Autor gibt es soviel zu sagen, das passt hier alles gar nicht hin. Am Besten kontaktieren und kennenlernen 😉.

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