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#11 – Das Leben im Wohnmobil

SpotBeat Family Podcast
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#11 - Das Leben im Wohnmobil
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Vor 70.000 Jahren hat der Mensch das Feuer erfunden. „Er hat’s entdeckt, nicht erfunden, du Genie.“ Wie auch immer. Noch im 18. Jahrhundert musste ein durchschnittlicher Arbeiter einen ganzen Tag schuften, um sich Fischöl zu kaufen, damit er eine Stunde künstliches Licht mit seiner Öllampe erzeugen konnte. Hat natürlich keiner gemacht.

Heute müssen wir nur einige Minuten arbeiten, um den Strombedarf des ganzen Tages zu finanzieren.

Die Erfindung von künstlichem Licht ist nicht zu unterschätzen. Es erlaubt uns in geschlossen Räumen gut sehen zu können, auch wenn die Sonne mal ne Pause macht. Wir können lesen und damit unser Wissen erweitern oder einem Handwerk nachgehen und so unsere Produktivität steigern.

Wenn man – so wie wir – in ein Wohnmobil umzieht, das eine völlig unterdimensionierte Stromversorgung hat und bei Kerzenlicht isst und arbeitet, dann bekommt Strom einen neuen Stellenwert.

Auch Wärme ist in unser Bewusstsein gerückt, denn bei 10° am Tisch zu sitzen und zu arbeiten, muss man mögen.

Ich würde allgemein sagen, dass wir immer demütiger werden, was die Deckung unserer Grundbedürfnisse angeht. Ein Dach über den Kopf, das uns vor Wind und Regen schützt, Wärme, Wasser und Abwasser, Strom und eine heiße Dusche. All diese Dinge betrachten wir nun zwangsweise in einem neuen Licht und für diese Erfahrung sind wir dankbar.

In der letzten Folge hatte ich dir versprochen mal so griffig wie möglich auszumalen, wie sich ein Leben im Wohnmobil anfüllt. Ich habe dir heute ein paar Auszüge der letzten Woche mitgebracht, damit du ein Gefühl für unser Leben hier bekommst und dann selbst entscheiden kannst, ob das für dich etwas wäre oder nicht.

Willkommen bei der 11. Folge des SpotBeat Family Podcasts. Mein Name ist Sergej.

Heute, 8:00 morgens. Die Nacht war nicht so prall. Ich wachte mehrmals auf, weil der Wind so laut war. Aber die aufgehende Sonne und der Kaffee am Strand entschädigen mich für den fehlenden Schlaf. Mara kommt zu mir. Wir lästern einwenig und quatschen über Kinder. Einige Minuten später stehen wir schon zu viert und trinken Kaffee. Sie Sonne ist aufgegangen und es ist gleich wärmer geworden.

08:30 Ich falte das Solar-Panel aus. Solange die Sonne scheint, müssen wir jedes Watt sammeln, das wir bekommen. Alle Geräte laden wir voll auf, denn mit vollen Akkus können wir drei Tage ohne Sonne arbeiten. Ich fixiere das Panel mit einer 8L Wasserflasche am Boden, damit es nicht wegfliegt. „Nicht schon wieder wegfliegt, meinst du wohl.“ Ja, ja.

10:00 Eine Karawane – bestehend aus Frauen und Kindern – stellt sich auf. Heute ist Markt in der Stadt. Der wird zu Fuß angelaufen, weil er nur 3km entfernt ist. Meine Frau weiß bescheid, dass wir heute den Flüssigkeitsaustausch vornehmen und Wäsche waschen müssen. Sie verspricht sich zu beeilen und zieht mit den Kindern los.

Vier-einhalb Stunden später. Der Hausputz hat 10 Minuten gedauert. Ich habe ca. 1 Kg Sand aus dem Wohnmobil geholt. Keine Ahnung wo der herkommt. Eigentlich ziehen wir die Schuhe immer draußen aus. Wahrscheinlich war es doch ein Fehler das Dachfenster gestern offen zu lassen, denn jetzt ist auch das Bett voller Sand.

Die Karawane aus Frauen und Kindern kommt vom Markt zurück und die Kinder meckern. Ihre Rücksäcke sind prall gefüllt und die kleinste trägt noch etwas in der Hand. Meine Frau hat sie als Schleppesel missbraucht und ihnen das als Erziehung verkauft. „Richtig so!“

Der sonst knappe Platz im Wohnmobil wird nochmal knapper. Jede einzelne Raumlücke wird genutzt. Wenn ich im Bett liege, dann trete ich beispielsweise gegen den Wäschekorb. Und der Fahrersitz lässt sich nicht mehr zurückschieben, weil die Mädels dahinter die Kisten voller Perlen und Wolle lagern.

16:00 Wir fahren auf die Tankstelle, an der wir Grauwasser entsorgen und Frischwasser tanken können. Wir arbeiten die Aufgaben in einer gut durchdachten Reihenfolge ab.

Meine Frau holt den Wäschekorb, kauft Marken und stellt die Waschmaschine an. Ein Rentner aus Deutschland mault sie an, warum sie ihre Maske nicht trägt. Sie mault zurück. Er nennt sie blöde Kuh.

Als der Frischwassertank voll ist, parke ich um, hole meine Unterhose und gehe duschen. Meine Frau hat es da nicht so einfach wie ich, denn sie muss die ins Babyalter verfallen Kinder ebenfalls sauber bekommen. Die Kinder argumentieren, dass alle zwei Wochen duschen reichen sollte. Meine Frau droht damit ihre Köpfe zu rasieren und sie geben nach.

17:00 Wir fahren mit einer Ladung nasser Wäsche vom Gelände. Müssen schnell zu unserem Platz zurück bevor er a) weg ist und b) die Wäsche anfängt zu stinken.

17:20 Michael und Janina machen gerade Siesta. Plötzlich bebt ihr Wohnmobil. Michael kreischt „Ein Erdbeben. Wir werden alle sterben!“. Ne, war nur ich. Beim rückwärts Einparken habe ich mit dem Fahrradträger eine dicke Beule in ihre Motorhaube gedrückt. Fühle mich deswegen echt blöd. Janina sagt, dass ich die Beule später signieren und bunt ausmalen darf. Dadurch fühle mich wieder besser. Danke.

18:00 Der Wind peitscht. Hole meiner Frau den Wäscheständer raus und suche die größten Steine, die ich finden kann, um ihn zu beschweren. Meine leise Hoffnung ist, dass wir ihn morgen früh da wiederfinden, wo wir ihn stehengelassen haben.

19:00 Streit mit Kindern. Sie wollen nicht lesen, sondern lieber Serien schauen. Der deal lautet aber: Erst lesen, dann Serien schauen. Wir bleiben hart und stellen fest, dass die kleinste schon alle Buchstaben kennt, können aber nicht herausfinden woher.

20:30 Ich liege im Bett, der Rest schaut Serien. Eine meiner Unterhosen baumelt mir über meinem Gesicht. Der Wäscheständer hat nicht ausgereicht, daher habe ich eine Wäscheleine quer durchs Wohnmobil gespannt. Sie verläuft direkt über meinem Kopfkissen. Ich hoffe nur, dass da nichts tropft.

30 Minuten nach Mitternacht. Meine Frau und ich können nicht schlafen. Es stürmt heute heftiger als gestern, weshalb wir jetzt vor den Laptops sitzen. Das Wohnmobil wackelt und wir sorgen uns um den Wäscheständer. „Rausgehen und nochmal nachsehen, ob er noch da ist?“, „Oh nö. Wird schon schief gehen“.

Auf dem Tisch steht eine Kerze, denn mit Strom sind wir sparsam. Morgen soll es ein bewölkter Tag werden, daher sparen wir jede Amparestunde.

01:40 Nach einem kräftigen Windstoß ist ein Dachfenster aufgesprungen. Hat uns einen Mordsschreck eingejagt. War verklemmt, als wir die Elefantenkuh gekauft hatten und ist jetzt wohl nicht mehr. Hab es bis morgen mit einer Kombination aus Wollfäden und Zahnstochern fixiert. „Respekt MacGyver“

05:40 Meine Frau ist seit einer Stunde im Bett. Auch ich kann die Augen nicht mehr aufhalten und gehe schlafen. In zwei Stunden klingen der Wecker. Um 8:15 ist ein Meeting mit dem Kunden angesetzt.

08:20 Bin wach, aber im Zombie-Modus. Die Kinder kommen pünktlich zum Meetings aus dem Alkoven geklettert und „Bitte seit leise“, ist ein Satz dessen Bedeutung sie nicht kennen. Da ihr Schlafzimmer unser Esszimmer und gleichzeitig mein Arbeitszimmer ist, aktiviere ich mein Mikro nur dann, wenn ich etwas sage. Sonst wird es peinlich, weiß mir aber auch nicht anders zu helfen.

09:30 Es hupt. Der Becker ist da. Er fährt alle Strände ab und bringt Brote, Baguettes und Croissants. Die Kinder wissen schon bescheid, holen sich Geld und rennen los. Eigentlich ganz praktisch.

Es gibt Spiegeleier, spanischen Schinken und frisches Brot. Wir frühstücken seit fünf Wochen fast jeden Tag zusammen. Etwas, das wir aus Deutschland nur am Sonntag kennen.

Der Abwasch erfolgt gleich nach dem Essen. Wir haben jedes Geschirr nur sechs mal da. Tassen, Teller und Gabel sind Mangelware. Eine Spülmaschine gibt es nicht. Ein- und Ausräumen aber auch nicht.

10:30 Ich werfe alle raus. Die Sonne knallt und ich brauche noch eine Stunde Ruhe, um meine Arbeit fertig zu machen. Unser Bett dient mir als Stehtisch. Draußen wuselt es schon. Mit uns sind fünf weitere Familien hier am Strand. Das macht zwölf Kinder. Davon zwei Jungs im Grundschulalter. Unsere Mädels schließen sich ihnen an und bauen mit an ihrem Unterstand aus Palmenblättern, Bambusstämmen und Spanngurten.

Die Leute kommen so langsam aus ihren Wohnmobilen und die ersten richten ihre Klappstühle Richtung Sonne aus. Michael und ich sind die einzigen, die täglich auf der Arbeit antreten. Der Rest lebt von Ersparnissen oder verdient sich sporadisch etwas dazu.

13:00 Bin für heute fertig. Stehen mit Michael draußen und halten unsere Wampen in die Sonne. Halten in der Hand den obligatorische Mittagskaffee und Quatschen darüber, wo wir Weihnachten und Neujahr verbringen wollen. Bislang sind wir vier Wohnmobile, 8 Erwachsene und 7 Kinder. Zur Auswahl stehen Campingplätze, Villen und Strände. Problem: Fast alles ausgebucht oder illegal.

15:00 Meine Frau wuselt im Wohnmobil und macht den täglichen Hausputz. Egal was sie anfasst, überall ist Sand. Glücklicherweise ist ein Wohnmobil kein Haus. Damit ist der Hausputz in 30 Minuten erledigt. Heute stehen Reparaturen an. Ich erneuere das Fliegengitter und gehe das blöde Dachfenster an, damit es beim nächsten Sturm nicht wieder aufspringt.

20:00 Es ist schon dunkel, aber die Kinder sind nicht rein zu bekommen. Sie laufen draußen mit Taschenlampen rum und machen ihr Ding. Je mehr Kinder es werden, desto mehr wuselt es draußen. Ist ein ganz nettes Durcheinander und wir sind froh, dass sie sich beschäftigen.

4:00 Morgens. Der Wecker hat geklingelt. Um 8:00 müssen wir in der Werkstatt sein, weil das Ventil für die Abgasrückführung heute getauscht wird. Vorher wollte ich ein paar Stunden arbeiten, weil ich sonst nicht dazu komme. Ich laufe gegen die Badezimmertür. Weil der Wagen schief steht, verlieren wir immer mal wieder das Gleichgewicht und laufen irgendwo gegen. Ich zünde mir eine Kerze an, um Strom zu sparen und hole den Laptop raus. Den Kaffee haben wir gestern Abend schon gemacht.

07:00

„Kinder, aufstehen“

„Man, hau ab“

Ruft es aus dem Alkoven. Auch meine Frau macht keine Anstalten aufzustehen. Ich merke wie ein fremdes Gefühl aufsteigt. Stress. Das erste Mal seit Wochen. Liegt alles an meinem Drang pünktlich sein zu wollen. Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass die Spanier großartig Wert darauf legen.

8:30 Ich setze die Mädels in der Stadt ab und fahre allein in die Werkstatt. Gebe die Autoschlüssel ab, schnappe mir das Fahrrad und fahre runter zur Promenade. Nach einem kurzen Spaziergang an der Promenade öffnen schon die ersten Cafes. Wir setzen uns hin, bestellen uns ein paar Getränke und genießen die Sonne.

11:00 Ich bekomme eine SMS. „Your car is ready“. Cool! Ich radele los, hole die Elefantenkuh ab und zahle 290€. 20€ weniger als erwartet. Die Shopping-Queens sammele ich unterwegs auf und wir fahren auf den Aldi Parkplatz, wo wir vier Parkplätze belegen.

Die Kinder starten eine Challenge mit zwei Einkaufswagen. In den ersten kommt alles mit Plastik, in den zweiten alles ohne Plastik. An der Kasse merken wir, dass wir uns den zweiten Wagen hätten sparen können. Für ein paar Bananen, Tomaten, ein Glas Oliven und ein Tetrapack Tomatensaft hat sich’s nicht wirklich gelohnt.

Der nächste Zwischenstop ist die Tankstelle. Auf der Fahrt dahin merken wir einen unangenehm beißenden Geruch. Hat wohl jemand die Toilettenklappe nicht zugemacht. Böser Fehler. Also Fenster runter und lüften. Die kleinste und ich sitzen vorn und es riecht schon ganz schön. Will nicht wissen, was die drei hinter uns gerade durchmachen.

An der Tanke angekommen startet der Boxenstop. Kaum halte ich an, springt meine Frau raus und weißt mich ein. Ich ziehe die Handbremse, sie den Hebel von dem Grauwassertank. Während ich das Klo raushole und mir langsam dämmert, warum es so riecht, läuft sie in die Tanke, zahlt 2€ und holt den Schlüssel für den Gulli.

Ich lasse mir währenddessen drei weitere Tücher von der Küchenrolle geben und tue das, was ein Mann tun muss.

Als der Frischwassertank voll ist, dämmert uns der Fehler in unserem System. Wir wollten doch zuerst hierher, Waschmaschine anschmeißen, dann einkaufen fahren und auf dem Rückweg die Wäsche abholen. „Naja, dann gibts die Woche halt eben keine Socken mehr“.

14:00 Wir stehen wieder am Strand. Meine Frau schmeißt den Herd an und kocht. Die Mädels stürzen sich auf den Zucker und laden die Nachbarjungs ein. Ich kann mir dieses Gelage nicht ansehen, schnappe mir eine Dose alkoholfreies Bier und gehe zu den Nachbarn. Hihi, haha und zwei Stunden sind rum.

Nach dem Essen, geht es mit Hihi, haha weiter und weitere zwei Stunden sind rum.

18:00 Langsam wird es dunkel und kühl. Holen die Kinder rein und leiten das Abendritual ein. Den Sand in der Dusche abwaschen, essen, Zähneputzen, lesen und danach macht jeder was er will. Merken, dass die Kinder alle weiße Flecken auf den Klamotten haben. Stellt sich raus, dass sie in einer Ruine Farbe gefunden haben. „Oh man, kann mir den Rest schon denken.“

19:00 Da Platz Mangelware ist, kann nur einer in der Küche stehen. Meine Frau und ich wechseln uns beim Kochen ab. Alle anderen müssen sitzen oder auf den Betten liegen. Obwohl das Wohnmobil riesig ist, gibt es nur einen 1×4 Meter Gang, in dem aufrechtes Stehen möglich ist. Gemeinsames romantisches Kochen ist nicht. Gemeinsames Essen aber schon.

11:00 morgens. Meine Frau bereitet den Teig für Pancakes zu und verteilt es an die Nachbarn. In drei Wohnmobilen laufen die Pfannen auf Hochtour. Das Ziel ist ein gemeinsamer Brunch draußen an der Sonne. Echt super, dass ausgerechnet jetzt mein Meeting startet und 2,5 Stunden lang dauert.

14:30 Meeting ist vorbei und die Kinder dürfen endlich rein. Jetzt heißt es schnell Sachen packen und den Flüssigkeitsaustausch durchziehen. Denn heute fahren wir nach Mojácar. Eine weiße Stadt auf einem Berg. So wie in Herr der Ringe.

An der Tankstelle komme ich mit einem Rentner ins Gespräch. Er fährt einen der weißen Riesen und sein Klotank fasst 140 Liter. Das macht mich neidisch.

„Haben eure Kinder schon Ferien oder wie macht ihr das?“ Achja, die Standardfrage.

Ich erkläre ihm, dass in der Schule gerade ein Experiment läuft. Sie testen, ob Kinder unter Sauerstoffmangel bessere Noten schreiben oder die 50 Meter schneller sprinten könnten. „Aha, interessant“. Ja, und da wir die Antwort kennen und unsere Kinder auch irgendwie mögen, dachten wir uns, dass wir ihnen das ersparen.

17:00 Nach 40 Minuten Fahrt stehen wir in Mojácar auf einem Parkplatz. Den Gerüchten nach, wird man hier von der Polizei geduldet. Also laufen Jenny, Michael und ich in die Stadt, um uns eine Bar zu suchen. Der Rest ist bei den Wohnmobilen geblieben. 10 Minuten später laufen wir wieder zurück, weil wir aus Gewohnheit die Autoschlüssel mit hatten und so ein Wohnmobil viele abschließbare Türen hat.

18:00 Wir sitzen in der Bar und schmeißen uns weg. Irgendwer, hat irgendwas lustiges gesagt. Plötzlich klingen alle drei Handys gleichzeitig. Unsere Frauen sind dran.

„Die Polizei war gerade da. Wir sollen verschwinden. Komm also her.“

„Aber Schatz, ich kann nicht mehr fahren.“

„Ja das haben wir ihnen auch gesagt.“

„Ihr habt der Polizei erzählt, dass wir betrunken sind?“

„Ja, sie sagen ihr sollt dann eben langsamer fahren.“

18:30 Meine Frau sitzt zum ersten Mal am Steuer der Elefantenkuh. Der Parkplatz ist groß und sie übt anfahren, anhalten und wenden. Dann gehts auf die Straße. Ich gebe zu, ich habe Bammel, denn in Mojácar gibt es keine geraden Straßen. Nur Hügel. Und der Kreisel vor uns, sieht aus, als ob wir umkippen könnten.

Es läuft aber besser als gedacht. 500 Meter weiter unten halten wir auf einem Schotterparkplatz an. Die Polizei meinte, dass wir hier übernachten dürfen. Finden wir super. Dieses Mal lassen die Frauen uns stehen und gehen in die Stadt. Es wird dunkel, aber die Geschäfte öffnen um 19:00. Das ist dieses Siesta-Ding in Spanien. Muss ich mich erst noch dran gewöhnen.

8:00 morgens. Der Kaffee kocht. Wir trinken eine Tasse, sammeln uns und fahren auf einen Campingplatz. Ein paradiesischer Ort, an dem es heiße Duschen geben soll. Ein Luxus, den wir uns einmal die Woche gönnen. Wahrscheinlich sollte ich lieber sagen, gönnen müssen. Die Katzenwäsche im Wohnmobil geht schon irgendwie, aber jeder Liter zählt und als Hygiene geht das nicht durch.

11:00 Wir fühlen uns wieder wie Menschen und gehen mit dem kompletten Trupp in die Stadt. Shoppen. „Alter, erschieß mich“. Ne, schoppen ist nicht meins. Ich schnappe mir meine Kamera und laufe die Gassen ab. So etwas wie Mojácar habe ich noch nie gesehen. Die Architektur würde ich als – sagen wir mal – „pragmatisch“ bezeichnen. Nicht selten wurden Häuser um die Felsen herum gebaut. Platz ist Mangelware. In einer der Gassen stehe ich auf einmal vor einer Garage und frage mich, wie das Auto aussehen muss, das da rein passt. So ein Modell kenne ich nicht. Vielleicht das von Steve Urkel.

14:00 Wir sind mittlerweile weiter runter in den Hafen gelaufen und sitzen beim Italiener. Steaks, Pizzen und Burger sind ein Traum. Wir werden nicht wie Menschen zweiter Klasse behandelt und keiner will einen Test ohne Aussagekraft von uns sehen. Wieder einmal bestätigen wir uns selbst: Alles richtig gemacht.

18:00 Wir wechseln Bettwäsche. Vier Decken, fünf Kissen und zwei Matratzen. Was in einem Haus kein Problem ist, stellt uns in einem Wohnmobil vor eine echte Herausforderung. Es ist eng. Die Matratzen sind schwer zugänglich. Der Platzt ist begrenzt. Als es erledigt ist, atmen alle auf.

19:00 Meine Frau ruft mich. Die eine Waschmaschine hat nicht geschleudert. Wir müssen Bettwäsche von Hand aus wringen und dann aufhängen.

Die zweite Waschmaschine bekommen wir nicht auf. Sie blockiert die Tür. Der Strom ist scheinbar weg und sie lässt sich nicht mehr öffnen. An der Rezeption ist keiner da, daher können wir uns erst morgen darum kümmern. Für 4€ pro Wäschegang ist das kein gutes Preis-Leistungsverhältnis.

20:00 Die Kinder freuen sich. „Endlich Netflix“. Weil wir Landstrom haben, geht auch der Fernseher. Heißt wir können einen Film in voller Länge schauen, ohne dass der Akku vorher leer geht. Aber kaum ist der Film an, schlafen zwei von drei ein. Der Tag war eben anstrengend.

Fazit

Vanlife ist anders, als wir uns das vorgestellt haben. Wir wussten nicht, was uns erwartet und wir dachten auch, dass es ganz anders sein wird. Vor allem haben wir nicht damit gerechnet so viele coole Leute kennenzulernen. Es gibt gewisse Herausforderungen und wir müssen einige Einschränkungen im Vergleich zu unserem Haus hinnehmen.

Beispielsweise ist der Platz wirklich knapp. Auf der anderen Seite ist das aber auch gut. Denn so sind wir näher bei einander und verbringen viel mehr Zeit zusammen. Im Haus konnten wir uns einen ganzen Tag aus dem Weg gehen. Im Wohnmobil geht das nur dann, wenn man raus geht. Da die Sonne fast jeden Tag scheint, ist das aber kein besonders großes Opfer und wir verbringen sehr viel mehr Zeit draußen. Außerdem ist der Hausputz in 30 Minuten erledigt.

Wäschewaschen müssen wir planen. Das geht nicht mehr nebenbei, sondern nur an bestimmten Orten, zu bestimmten Zeiten und an sonnigen Tagen. Weißt schon, damit das nasse Zeugs auch mal trocken wird.

Morgens, wenn ich aufstehe, ist es mit 10°C relativ kalt. Mittags laufen wir in kurzer Hose und T-Shirt durch die Gegend. Diese Temperaturwechsel sind aber sehr gut für das Immunsystem. Denn dadurch wird die s.g. glatte Muskulatur trainiert. Und wir könnten jederzeit die Heizung anstellen. So schlimm ist das also nicht.

Am liebsten stehen wir in Buchten direkt am Strand. Das ist genau so romanisch, wie es klingt. Das kostet uns nichts und wir können das ca. 3-4 Tage am Stück durchziehen. Danach ist entweder das Wasser alle, oder die Klos voll. Wenn wir von den Lebensmitteln absehen, dann haben wir praktisch keine Kosten.

Wildcampen macht Spaß, aber man muss das mögen. Der Sand findet seinen Weg ins Wohnmobil und jeden Abend Duschen ist nicht drin. Außerdem ist das nicht legal, wird in Spanien aber meistens geduldet. Wenn ein Platz zu voll wird oder die Camper sich nicht zu benehmen wissen, räumt die Polizei den Platz. Allerdings haben wir noch niemanden getroffen, der schon mal eine Geldstrafe zahlen musste.

Dann gibt es noch die ganz banalen Problemchen des Alltags. Beispielsweise die Post. An welche Adresse kann man sie sich liefern lassen und kommt sie überhaupt an? Aber auch dafür gibt es Lösungen.

Ich würde sagen, dass ein Leben im Wohnmobil seine Vor- und Nachteile hat. Genauso wie unser Leben in einem Einfamilienhaus in einem niedersächsischen Dorf. Und das eine ist auch nicht besser als das andere.

Aber uns sind zwei Dinge wichtiger als alles andere. Das ist Freiheit und Selbstbestimmung. Und genau das gibt der Käfig in Deutschland einfach nicht mehr her. Unser jetziges ortsunabhängiges Leben aber schon.

Ich hoffe, du konntest einen Eindruck davon gewinnen, wie wir leben und wie das Leben in einem Wohnmobil so ist. Und wenn du Fragen hast, dann lass es mich wissen.

Wir hören uns nächste Woche.

Bis dann.

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Kein Spam. versprochen.

Über diesen Autor gibt es soviel zu sagen, das passt hier alles gar nicht hin. Am Besten kontaktieren und kennenlernen 😉.

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