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#10 – Podcast Jubiläum & Zahnarzt

SpotBeat Family Podcast
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#10 - Podcast Jubiläum & Zahnarzt
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Es ist wirklich faszinierend, denn der Strom an interessanten Menschen, die wir hier zufällig kennenlernen, reißt einfach nicht ab. So haben wir beispielsweise einen Sechzigjährigen kennengelernt, der bereits mit 30 ausgesorgt hat und aktuell mit dem Fahrrad durch Spanien unterwegs ist.

Von ihm habe ich ein paar interessante Gedanken mitgenommen, die ich mit dir teilen möchte. Unter anderem diesen:

„Wenn du etwas anderes sehen willst, dann nimm einfach einen neuen Weg.“

Was damit gemeint ist, wie es mit dem Podcast weitergeht und wie wir bei einer spanischen Zahnärztin gelandet sind, darüber philosophiere ich in der heutigen Folge des SpotBeat Family Podcasts.

Mein Name ist Sergej, willkommen.

„So, so. Zehnte Folge. Feierst wohl ein kleines Jubiläum, was?“

Joa, könnte man so sagen. Ich betreibe diesen Podcast als Hobby und bisher macht’s Spaß. Mit der zehnten Folge habe ich aber auch ein Meilenstein erreicht, an dem ich mir vorgenommen habe zu entscheiden, ob ich damit an die Öffentlichkeit gehe oder nicht.

Sich vor anderen zum Affen zu machen, muss man mögen. Auf der anderen Seite, habe ich das Gefühl, dass die Gedächtnisleistung heutzutage ca. 30 Sekunden beträgt. Also auch meine eigene. Bedeutet: Entweder ich werde schnell vergessen oder ich vergesse selbst sehr schnell. In jedem Fall kein Risiko.

„Ja genau. Klingt nach einem todsicheren Ding.“

Denke ich auch. Also werde ich mich diese Woche darum kümmern, dass der Podcast bei iTunes zu finden ist. Mal sehen was ich dafür tun muss.

Wir sind nun etwas mehr als fünf Wochen unterwegs und es etabliert sich langsam aber sicher so etwas ähnliches wie Routine. Und die sieht so aus, dass wir meistens einfach nur rumstehen.

„Boah, klingt das langweilig“

Dafür haben wir seit fünf Wochen kein einziges Mal getankt. Und langweilig ist uns eigentlich nicht. Wir stehen alle 3-4 Tage an einem anderen Strand. Seit diesen Donnerstag Abend z.B. bei „Playa las Palmeras“, also dem Palmenstrand. Und zu tun gibt es irgendwie auch immer etwas.

Es ist so, dass wir diese Langeweile sogar mögen. Denn bei uns bricht immer dann der Stress aus, wenn wir uns mal bewegen müssen. Das passiert, wenn das Wasser alle ist, die Klos voll sind oder der Kühlschrank bedrohlich leer aussieht. Sonst würden wir noch länger stehen.

Dann legen wir einen Versorgungstag ein und das ist ein ganzer Prozess. Bevor wir abfahren, arbeiten wir eine Checkliste ab, die wahrscheinlich nicht weniger umfangreich ist, als die vor dem Start eines Flugzeugs:

  • Alle angezogen und auf dem Klo gewesen? Check.
  • Haare gebürstet, Zähne geputzt und Gesicht gewaschen? Check.
  • LTE Antenne eingezogen? Moment. Check.
  • Fenster und Gasflasche zu? Check.
  • Schränke abgeschlossen und alle Laptops in Sicherheit? Check.
  • Wasserpumpe aus? Die Tische, Stühle und Fahrräder in der Garage? Check, Check.
  • Kühlschrank im Batteriebetrieb, die Keile verstaut und das Geschirr gewaschen? Dreifachcheck.
  • Powerbank am Zigrattenanzünder? Jaaa
  • Nix loses mehr auf der Arbeitsplatte? Man, fahr los!
  • Hat jemand die Matte vor dem Eingang eingepackt? Oh Shit. Nicht schon wieder.

Nachdem wir den Flüssigkeitsaustausch am Wohnmobil vorgenommen haben, fahren wir meistens einkaufen und füllen die Vorräte auf. Wasser, Kekse, Bastelzeug und so.

Mit den Einkäufen dauert dieser Prozess mehrere Stunden. Und ich bin echt kein Typ, der gern durch Läden läuft. Solche Tage fühlen sich an wie die Anreise in den Urlaub und das haben wir ca. zwei mal die Woche. Und ähnlich wie die Anreise, sind auch diese Tage zur Hälfte voll für den Arsch.

Aus diesem Grund versuchen wir Tage wie diese mit anderen Events zu kombinieren. Beispielsweise einer Burg- oder Museumsbesichtigung oder auch einem Besuch beim Zahnarzt.

„Was für eine Überleitung. Bravo.“

Unserer mittleren Tochter ist nämlich beim Kauen eines Steaks die Füllung rausgefallen. Diese wirklich dramatische Notlage nationaler Tragweite war eine gute Gelegenheit für uns unser Spanisch aufzubessern.

„Alter, was fürn aufbessern? Wo nix ist, kann nix aufgebessert werden.“

Also bitte. Zahnarzt heißt auf Spanisch z.B. „Dentista“. Dieses Wort haben wir den Kids gesagt, sind auf unsere Fahrräder gestiegen und sind durch die Stadt gefahren. Die Kinder hatten die Aufgabe bekommen nach einem Dentista Ausschau halten und hatten etwas zu tun.

Natürlich habe ich mir vorher bei Google Maps alle rausgesucht, die in Frage kamen und so sind wir zufälligerweise auf eine Zahnarztpraxis gestoßen.

Wir sind da also rein und ich habe gleich der netten Dame meine drei Standardsätze auf Spanisch entgegen geworfen, damit Sie nicht auf dumme Gedanken kommt:

Mein Name ist Sergej. Ich spreche kein Spanisch. Ich spreche Deutsch, Englisch und Russisch.

Ab da war die Sache geklärt und wir unterhielten uns mit den besten Einwort-Sätzen weiter, die wir auf Englisch zusammensetzen konnten. Wo wir stockten, öffnete ich den Übersetzter auf meinem Handy und die Kommunikation verlief reibungslos.

Zwei Sachen sind mir mittlerweile klar geworden:

  • Erstens: In Spanien sind Zahnärzte unkompliziert. Wir kamen Mittags in die Praxis, die Schwester meinte zu mir, dass gegen Abend eine Spezialistin für Kinderzahnmedizin da ist und dass wir um 16:00 Uhr wiederkommen sollen. Wir kamen gegen 16:10, meiner Tochter wurden zwei Füllungen gemacht und wir waren 30 Minuten später wieder draußen. Für die Behandlung habe ich 65€ bezahlt und das Problem war noch am selben Tag erledigt. Keine Termine, keine Wartezeiten und keine Kopfschmerzen.

    Anton und Vika hatten eine ähnliche Erfahrung. Ihrem Sohn wurde schnell und unkompliziert eine Füllung gemacht und Anton hat sich alle 8 Amalgamfüllungen durch Kunststoff ersetzen lassen. Und zwar an einem einzigen Termin, den er gleich am nächsten Tag bekam und für faire 40€ pro Zahn behandeln ließ. Bäm.
  • Zweitens: Wir scheinen so eine Art Idioten-Ausländerbonus beim Thema Corona zu haben. Denn nach mir kamen weitere Leute in die Zahnarztpraxis. Alle bekamen Desinfektionsmittel auf die Hände und bei ihnen wurde die Temperatur gemessen. Das habe ich auch in Geschäften beobachtet. Wir dagegen gehen einfach rein, machen den Mund auf und ab da läuft wahrscheinlich eine Art Notlaufprogramm im Kopf unserer Gegenüber, weshalb sie sich wieder normal verhalten und den Rest vergessen. Warum auch immer das so ist, mir gefällt’s.

Der andere Grund warum wir durch Aguilas mit den Fahrrädern gefahren sind, war die Werkstatt, in die wir unsere Elefantenkuh Plea brachten. Denn auch bei dem Problem sind wir mittlerweile weiter.

Das Steuergerät wurde ausgelesen und das Abgasrückführungsventil meldet einen Fehler. Der Wagen musste auf die Bühne, um dies zu bestätigen und das dauerte einige Stunden.

Den kommenden Dienstag haben wir den hoffentlich letzten Termin dort. Dann soll der Wagen repariert werden und das kostet uns ca. 310€. Mal sehen.

Einige Familien, die diesen Podcast hören, spielen mittlerweile selbst mit dem Gedanken das Leben in einem Wohnmobil auszuprobieren, was wir aktuell führen. Und dazu würde ich gern meinen Senf geben.

„Oh, oh. Jetzt kommt’s“

Leute, macht das auf jeden Fall!

Nein quatsch, das war ein Scherz. Ich würde das nicht auf die leichte Schulter nehmen und mich vorher mental sowohl auf die Vor- als auch auf die Nachteile eines Lebens im Wohnmobil einstellen.

Ich mache mir mal ein paar Gedanken und werde dir in der nächsten Folge mal so griffig möglich ausmalen, wie dieses Leben eigentlich ist. Denn wie jede Sache im Leben: Es gibt Vor- und Nachteile. Die Frage ist nur, welche Gewichtung du vornimmst. Und noch eine Sache muss dir immer klar sein: Du lässt dich selbst nicht irgendwo zurück. Du nimmst dich selbst immer mit.

„Ja, ja schon klar. Mach weiter.“

Gut, dann komme ich mal zu dem sechzigjährigen Sehr-Früh-Rentner.

Niklas heißt er und ist mit seinem Drahtesel von Regensburg bis aktuell Aguilas geradelt. Ein kurzer Blick in den Routenplaner verrät uns, dass er mindestens 2200km gefahren sein müsste.

Er hat uns angesprochen, weil er uns deutsch reden gehört hat. Wir saßen gerade im Restaurant, haben ihn eingeladen sich zu uns zu setzen und haben uns zwei Stunden sehr nett unterhalten. Warum er uns ansprach, hat er unseren Kindern auch gleich verraten:

„Wenn du wissen willst, was drin ist, musst du es aufmachen.“

Scheinbar sind wir auch in seinen Augen eine eher seltene Erscheinung. So mit Wohnmobil und drei Kindern auf Achse. Da konnte er nicht widerstehen und wollte wissen, was drin ist.

Er kam schon früh zu viel Geld. Er hat nämlich bei Siemens als Physiker gearbeitet und für die Firma ein Problem gelöst, dass jährlich einen Schaden von 50 Mio. Mark verursacht hat.

Siemens stellte damals Microchips her, die in einer Anlage auf ihre Qualität und Funktionalität geprüft wurden. Die Anlage sortierte die fehlerhaften aus. Und zwar jedes Jahr Chips im Wert von 50 Mio Mark. Das viel auf und Siemens stellte irgendwann fest, dass nicht die Chips, sondern die Anlage zur Qualitätssicherung einen weg hatte. Die Chips dagegen waren alle in Ordnung.

Unter anderen wurde auch Niklas mit der Fehlersuche beauftragt. Ein Jahr später hat er den Fehler gefunden und lieferte auch die passende Lösung dazu. Das führte zu einem Patent für Siemens und der Vergabe einiger sehr lukrativer Lizenzen an andere Chip-Hersteller.

Und weil er der Firma auf der einen Seite sehr viel Geld sparte und auf der anderen Seite sehr viel Geld einbrachte, bekam er ein paar Prozente ab. Und zwar soviel, dass er nicht mehr arbeiten musste.

Ob seine Geschichte war ist oder nicht, kann ich dir nicht sagen. Aber sie ist cool, deshalb habe ich sie dir erzählt.

In unserem Gespräch brachte er mich auf einen interessanten Gedanken. Ich sagte ihm:

„Langweilig wird uns hier nicht. In Deutschland laufen alle im Hamsterrad und sprechen über die gleichen Themen. Die Menschen, die wir hier treffen, sind alles Unikate und jeder für sich irgendwie exotisch, bunt und interessant.“

„Glauben Sie mir“ – sagt er zu mir – „überall auf der Welt ist es gleich. Wenn Sie etwas anderes sehen wollen, dann müssen Sie einfach einen neuen Weg nehmen. Sie gehen gerade einen neuen Weg. Und genau deshalb treffen Sie diese Menschen.“

Da könnte etwas dran sein, oder? Bestimmt kennst auch du diesen inneren Zwang alles planen zu müssen. Das liegt an unserer Neigung die Zukunft lenken zu wollen. Das Problem: es kommt fast immer anders. Und dann entsteht Stress. Und zwar immer dann, wenn die Realität sich nicht mit unserer Erwartungshaltung deckt.

Und die einzige Lösung dafür ist, keine Erwartungshaltung zu haben. Also keine Pläne für die Zukunft zu machen.

Seit fünf Wochen leben wir mehr oder weniger in den Tag hinein, aber versteh mich nicht falsch. Wir arbeiten. Meine Frau am Abend und ich morgens, wenn der Rest noch schläft. Sonst wäre das hier nicht möglich.

Alles andere planen wir aber nicht, sondern lassen uns treiben. Wir wissen auch heute nicht, was wir morgen machen. Wir verlassen regelmäßig die Komfortzone, weil wir in einem für uns fremden Land, Alltagsdinge erledigen müssen. Aber die Ausbeute an positiven Erlebnissen und interessanten Bekanntschaften lässt sich wirklich sehen.

Ganz professionell sind wir noch nicht. Denn manchmal kommen andere Gedanken. Gedanken, die zweifeln lassen oder Zukunftsängste hervorrufen. Aber auch dafür hatte Niklas, der noch nie ein Hotel im voraus gebucht hat und trotzdem noch nie draußen schlafen musste, einen Vorschlag:

„Vertrauen Sie darauf, dass sich alles zu Ihrem Besten ergeben wird und Sie werden nicht enttäuscht.“

In diesem – vielleicht leicht esoterisch angehauchtem Sinne – hören wir uns das nächste Mal.

Bis dann.

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Kein Spam. versprochen.

Über diesen Autor gibt es soviel zu sagen, das passt hier alles gar nicht hin. Am Besten kontaktieren und kennenlernen 😉.

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