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#16 – Internet & Weiterreise

SpotBeat Family Podcast
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#16 - Internet & Weiterreise
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Diese Woche war echt anstrengend. Die Kinder waren schlecht drauf und haben sich gestritten. Es floßen Tränen und es hagelte Beschimpfungen. Meine Frau hat schlecht geschlafen, weil sie Panik hatte. Und auch ich bin an meine Grenzen gestoßen.

Doch damit ist seit heute Schluß und der Stress gehört der Vergangenheit an. Denn wir haben wieder Internet! Gottseidank.

Hatte ich bisher nicht auf dem Schirm, dass eine funktionierende Internetverbindung quasi eine Grundvorraussetzung für ein friedliches Zusammenleben unserer Familie ist. Aber ich habe meine Lektion gelernt und werde dafür sorgen, dass wir nie wieder offline gehen.

Wie das mit dem Internet hier läuft, wohin wir weitergezogen sind und warum wir unser Wohnmobil dieses Jahr verkaufen werden, erzähle ich dir heute.

Willkommen bei der 16. Folge des SpotBeat Family Podcasts. Mein Name ist Sergej.

Internet. Wenn das mal nicht den Alkohol als den Kleber unserer Gesellschaft abgelöst hat, dann weiß ich auch nicht. Ohne Internet geht gar nichts. Wir können nicht navigieren, keine Musik hören, keine Serien schauen, keine Messenger Nachrichten versenden, nicht arbeiten und auch nicht Video-Telefonieren.

Die Kinder können keine Bastelanleitungen und keine Dokus bei YouTube ansehen und die Urne der ungelösten Fragen bleibt geschlossen, weil wir nicht recherchieren können.

Die Urne der was?

Oh, also wir haben uns etwas einfallen lassen, worauf wir mächtig stolz sind: Die Urne der ungelösten Fragen. Immer, wenn uns eine Frage einfällt, die wir nicht beantworten können, schreiben wir sie auf einen Zettel, den wir dann falten und in die Urne legen.

Jeden Dienstag zieht jeder von uns eine Frage, recherchiert dann im laufe der Woche die Antwort und erklärt sie den anderen vor dem Abendessen. Für besseres Verständnis können Bilder gemalt oder aus dem Internet geklaut werden.

Und was sind das so für Fragen?

Was den Kindern so in den Kopf kommt. Letzte Woche hatten wir beispielsweise diese Themen:

  • Wie wurden früher Farben hergestellt?
  • Wie entstehen Tsunamis?
  • Wie wird Gemüse angebaut und geerntet?
  • Und wie entsteht eigentlich Sand?

Jetzt wissen wir, dass Purpur eins der wertvollsten Farben der Welt war, weil für einen Gramm dieses Farbstoffs 10.000 Purpurschnecken dran glauben mussten. Und das Kartoffeln in einem Betonmischer-Artigem Gerät gewaschen werden.

Purpurschnecken?

Ja, die heißen wirklich so. Aber zurück zum Internet.

Als wir nach Spanien kamen, habe ich uns gleich am ersten Tag eine Karte von Digimobil zugelegt. Das ist einer der Anbieter hier. Für 20€ gibt es 40GB Daten, die uns aber mittlerweile für gerademal eine Woche reichen. Das Ding mit Digimobil ist, dass ich nicht beliebig oft diese 40GB kaufen kann. Das kann ich nur 3x innerhalb von 30 Tagen machen. Danach muss ich warten, bis die 30 Tage rum sind. Und für uns wären das noch 10 Tage in der Offline-Hölle gewesen.

Unsere Mobilfunkverträge aus Deutschland enthalten zwar auch ein paar Gigabytes mobile Daten, aber die würden uns hier noch nichtmal für einen Vormittag reichen.

Nachdem wir erlebt haben, was ohne Internet passiert, mussten wir das Problem schnell lösen und haben die letzten zwei Tage damit verbracht ein Geschäft zu suchen, wo wir uns eine weitere Karte organisieren konnten.

War aber nicht so einfach. Denn erstens ist der 06. Januar in Spanien ein größerer Feiertag als Weihnachten. Weshalb viele Geschäfte übers Wochenende gleich geschlossen geblieben sind. Und zweitens sind wir aktuell in Mojacar, also einem Tourismus-Hot-Spot, wo es kaum etwas anderes als Restaurants, Cafe’s und Souvinierläden gibt.

Gefunden habe ich hier trotzdem einen Laden und konnte so das Internet-Problem gleich lösen. Und nicht nur das. Richtig günstig wurde auch noch. Denn als ich der Dame sagte, dass ich nur Daten brauche, dann meinte sie nur:

Data? You need Data? Then take this!

Jetzt haben wir eine SIM-Karte von Lebara und zahlen 30€ für ganze 120GB. Wir sind also bei der Hälfte der Kosten von Digimobil. Und auch bei der Einrichtung des Routers gab es überhaupt keine Probleme. Hab einfach die SIM Karte reingesteckt und konnte los surfen.

Erst gibst du mit deiner achsotollen Solaranlage an und nun auch noch mit deinen Gigabytes. Bescheidenheit gehört wohl nicht zu deinen Stärken, wa?

Ja, sas soll ich machen? Im Handbuch für kleine Diktatoren steht: Gib dem Volk Brot und Spiele. Wenn ich also meinen Kopf als Oberhaupt dieser Familie behalten möchte und keinen Aufstand mit Mistgabeln und Fackeln riskieren will, sollte ich für ausreichend Gigabytes und Wattstunden sorgen. Und das habe ich gemacht.

Heute Nacht standen wir auf dem Campingplatz El Quinto. Ist schön gemütlich hier und nach Mojacar sind es keine 10 Minuten zu Fuß. Da Jenny und Mara sich in einer Woche Richtung Deutschland aufmachen wollen, haben wir uns überlegt hier in der schönen Gegend zu bleiben und uns dann langsam aber Sicher Richtung Portugiesische Grenze aufzumachen.

Bis Tarifa (das ist die südlichste Stadt in Spanien) sind es von hier aus 450km, aber keiner von uns hat großartig Lust diese Strecke an einem Stück zu fahren. Außerdem ist es hier vergleichsweise warm und die Sonne scheint jeden Tag. Je weiter es Richtung Portugal geht, desto kühler und windiger soll es sein. Haben wir so gehört. Denn da kommt der Wind vom Atlantik her und soll sehr viel kälter sein.

Deshalb haben wir uns überlegt, dass wir diese Strecke in viele kleine zerlegen und unterwegs uns immer mal wieder etwas ansehen. So Ende Februar könnten wir dann in Tarifa sein. Dafür sammeln wir von allen, die wir hier so treffen, Tipps von sehenswerten Orten und markieren sie auf einer Karte.

Auch du kannst diese Karte einsehen. Sie ist für alle zugänglich. Öffne dafür unsere Internetseite und gehe auf den Menüpunkt “Spanien”. Gleich oben lädt eine Karte mit einem Haufen Pins und das sind die Orte, die wir bislang gesammelt haben.

Auf unserer Liste sind verlassene Städte, heiße Quellen und ein Felsen voller Affen. Ich markiere da aber auch alle Strände, die uns gut gefallen. Falls du auch mal in Südspanien unterwegs bist, dann empfehle ich dir einen Blick darauf zu werfen. Und wenn du selbst einen sehenswerten Ort empfehlen kannst, dann würde ich mich über eine Nachricht freuen.

Ja, Ja. Wir haben’s verstanden. Warum wollt ihr nun das Wohnmobil verkaufen? Habt ihr die Schnauze voll? Ist wohl doch nicht das Wahre Leben, oder?

Stimmt. Wir sind seit 11 Wochen unterwegs und die anfängliche Euphorie und das Urlaubsfeeling sind nun einer Art Routine gewichen. Wir bilden uns ein, dass wir mittlerweile mitreden können, wenn es um das Leben als Familie auf Achse geht.

Mein Frau und ich haben uns vor drei Monaten bei einem Spaziergang spontan dazu entschieden ein Wohnmobil zu kaufen. Keine zwei Tage später haben wir einen Kaufvertrag unterschrieben. Wir können also nicht behaupten, dass wir uns intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt haben. Wir haben weder stundenlang recherchiert noch großartig verglichen. Wir haben uns auch nur ein einziges Wohnmobil angesehen. Und das ist unsere Elefantenkuh.

Wir sind also sehr naiv und kindisch an die Sache herangegangen.

Hihi, wusste ich es doch.

Aber hier ist der Punkt: Wir würden das jederzeit wiederholen und genau so immer wieder machen. In der Biographie von Linus Torwalds habe ich vor einigen Jahren sinngemäß Folgendes gelesen:

Hätte ich gewusst, was auf mich zukommt, hätte ich nie damit begonnen Linux zu entwickeln.

Linus Torwalds ist der Schöpfer des freien Betriebssystems Linux. Also das Betriebssystem, das heute auf Millionen von Servern installiert ist. Und ohne das unser heutiges Internet ganz anders aussehen würde. Wenn es das überhaupt in der Form gäbe.

Er hat mit diesem Satz im Prinzip gemeint, dass uns unsere Angst und unsere Bedenken im Weg stehen. Sie sorgen dafür, dass uns tolle Erfahrungen entgehen und dass wir Gelegenheiten verpassen. Und wer weiß, vielleicht sind wir ja diejenigen, die etwas Bedeutendes erschaffen, wenn wir die Angst mal beiseite lassen.

Unser naiver Plan uns einfach mal ein Wohnmobil zu kaufen und dann loszufahren ist komplett aufgegangen. Wir haben kaum Gehirnschmalz in Vorbereitungen gesteckt. Das was wir zu Hause hatten, stopften wir in das Auto, drehten den Zündschlüssel um und fuhren los. Was uns fehlte kauften wir unterwegs. Und ganz egal wie auch immer wir uns diesen Trip auch vorgestellt haben, es ist etwas ganz anderes daraus geworden.

Mit der Zeit haben wir eine Menge Menschen kennengelernt und haben uns angeschaut, wie sie leben und wie sie Probleme lösen. So ist eine ganze Sammlung an “das will ich auch”-Haben Ideen zusammengekommen.

Alta das ist ein Podcast. Keiner sieht, dass du mit deinen Fingern Gänsefüsschen in die Luft malst. Also lass das.

Wie auch immer. Grundsätzlich ist uns dieses Wohnmobil zu klein geworden. Deshalb spielen wir mit dem Gedanken, dass ich mir einen C1 Führerschein zulege. Das ist einer, mit dem ich Fahrzeuge bis 7,5t fahren kann. Also kleine LKW’s.

Wohnmobile dieser Größe sind breiter, höher und auch länger. Größer würde ich auf keinen Fall gehen. Das scheint mir bislang der beste Kompromiss zwischen Größe und Komfort zu sein. Denn darüberhinaus werden Brücken, Bäume, enge Strassen und Schotterwege zu einem Problem.

Wir haben uns neulich das fahrende Haus von Manuel und seiner Frau Xenia angeschaut. Auch sie haben drei Kinder und die Aufteilung in ihrem Wohnmobil ist ungefähr so wie bei uns. Vorne ein Alkoven, hinten ein großes Doppelbett und der Rest wie Küche, Bad und Wohnzimmer ist dazwischen.

Aber. Sie haben eine normale Dusche. Einen Haushaltskühlschrank, einen Backofen und eine Wasserfilteranlage, mit der Sie sogar Seewasser tanken können. Sie führen 400 Liter Frischwasser mit sich. 60 Kilo Gas und dank Trockentrenntoilette können sie praktisch unbegrenzt in der Wildnis rumstehen, wenn Sie irgendwo Wasser zapfen können.

Der Wagen hat soviel Platz, dass hinten sogar eine Waschmaschine reinpasst.

Und vergiss den Hinterradantrieb nicht.

Ja man, ganz wichtig. Vorderradantrieb taugt nichts. Das Fahrzeug sollte entweder über einen Hinterradantrieb oder einen Allradantrieb verfügen. Da mehr als die Hälfte des Gewichts auf der Hinterachse liegt, sollte sie das Fahrzeug bergauf schieben und nicht ziehen. Ich habe schon ein paar mal gesehen, wie die weißen Elefanten versagen, wenn es mit der Straße schwierig wird.

Um es also zusammenzufassen: Wir haben Blut geleckt und haben auch verstanden, worauf es ankommt. Aber unser jetziges Wohnmobil ist weder für eine so große Familie ausgelegt, noch für Autarkie. Deshalb werden wir es verkaufen, sobald wir in Deutschland sind und uns ein Fahrzeug zulegen, in dem wir alles umsetzen werden, was wir gelernt haben und noch lernen werden.

Denn der größte Kritikpunkt, den wir haben, ist dass wir höchstens drei Tage an Ort und Stelle stehen können. Diese Versorgungs- und Entsorgungstage sind nervig. Es ist verlorene Zeit. Uns gehen jede Woche zwei Tage flöten. Ein Haus auf Rädern, wie ich mir das vorstelle, sollte zwei Wochen autark stehen können. Und mit Zugang zu Wasser prinzipiell unbegrenzt.

Ich werde mal für mich eine Art Checkliste ausarbeiten und alle Punkte aufschreiben, die unser nächstes mobiles Haus erfüllen muss.

Und bestimmt wirst du so stolz darauf sein, dass du sie uns groß und breit im Podcast unter die Nase reiben wirst, stimmt’s?

Logisch. In diesem Sinne wünsche ich dir einen guten Start in die Nächste Woche. Wir hören uns in sieben Tagen.

Bis dann.

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Kein Spam. versprochen.

Über diesen Autor gibt es soviel zu sagen, das passt hier alles gar nicht hin. Am Besten kontaktieren und kennenlernen 😉.

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