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#17 – Slums & Formel 1 Gurken

SpotBeat Family Podcast
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#17 - Slums & Formel 1 Gurken
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Kennst du eigentlich den Unterschied zwischen Propan und Butan?

Ja, machen die nicht diese Designer-Viren.

Nicht Wuhan, sondern Butan! Und bleiben wir bitte ernst, ja?m

Wenn du dir ein mobiles Heim zulegst, dann wirst du mit einer Wahrscheinlichkeit von nahezu 100% auf Gas als Energieträger zurückgreifen. Entweder weil du ein Gasherd, oder eine Gasheizung oder einen Gaskühlschrank besitzt. Und spätestens dann kommst du in die Verlegenheit dich zwischen Propan- und Butan-Gas entscheiden zu müssen, die es in Metallflaschen zu kaufen gibt.

Der Unterschied zwischen den beiden ist der Siedepunkt. Also wann das Zeug vom flüssigen Zustand in den gasförmigen wechselt. Butan ist zwar günstiger als Propan, wird aber erst um die 0°C gasförmig. Propan dagegen schon bei -42°C.

Und warum ist das wichtig?

Nun, wenn du, sagen wir mal im Winter nach Schweden fährst, kann es dir passieren, dass deine Füsse kalt bleiben. Nämlich dann, wenn du eine Butan-Gasflasche mitgenommen hast. Denn bei Temperaturen unter 0°C verdampft es nicht mehr und strömt nicht in die Brennkammer. Es bleibt einfach in der Gasflasche und will nicht raus.

Lass mich raten. Du sprichst aus Erfahrung?

Selbstverständlich.

Willkommen bei der 17. Folge des SpotBeat Family Podcasts. Mein Name ist Sergej.

Januar ist der wohl kälteste Monat in Spanien. Ins Meer gehen wir schon lange nicht mehr. Und seit ca. einer Woche laufen wir mit Pullis durch die Gegend. Heute Nacht zeigte das Thermometer knappe 7°. Tagsüber ist es aber im T-Shirt weiterhin mehr als erträglich.

Wir trösten uns mit Sonne und damit, dass Kälte das Immunsystem und die glatte Muskulatur stärkt. Aber definitiv haben wir die Heizung jetzt öfter laufen, als noch vor zwei Monaten. D.h. wenn sie mal funktioniert.

Denn natürlich habe ich beim Kauf der Gasflasche gegeizt und die zwei Euro gespart. Mit dem Ergebnis, dass die Heizung manchmal kein Gas hat und eine Störung bringt. Dank dieser Erfahrung (und dem internet) bin ich nun schlauer und du jetzt hoffentlich auch.

Den letzten Podcast habe ich in Mojacar auf einem Campingplatz aufgenommen und anschließend sind wir auf einen Schotterparkplatz gefahren. Da haben wir schon öfters übernachtet, weil wir da erstens geduldet werden und zweitens der Blick ins Tal einfach bombastisch ist. Dort ist so ein Erdwal aufgeschüttet (weißt schon, damit man nicht runterpurzelt) und dahinter geht es steil ab.

Als es dunkel wurde, haben meine Frau und ich uns den letzten Kaffee eingegossen und sind raus. Von oben kann man nämlich kilometerweit die Lichter der Nachbarstädte sehen. Wir standen also da, tranken die noch warme Brühe und machten einen auf Romantik, als sich plötzlich hinter dem Erdwal ein Schatten aufbaute. Ein ca. 50 cm hoher Schatten.

Es schob sich langsam hoch und stoppte dann. Ich hab erst gar nicht verstanden was das ist und sagte meiner Frau:

Schaumal Schatz, ein Ninja kommt hoch.

Und dann sah ich diese fette, pelzige Visage mit zwei schwarzen Knopfaugen, direkt auf uns schauend. Wenn es richtig wäre sofort zu reagieren und wegzulaufen, dann haben meine Frau und ich auf jeden Fall versagt. Wir starten erstmal hin, legten dann langsam den Rückwärtsgang ein und tasteten nach der Tür des Wohnmobils. Dann setzte sich aber auch der pelzige Fleischberg in Bewegung kletterte über den Erdwal.

Ich bin ja schon einige Kilometer durch Wälder gelaufen, aber ich stand noch nie einem Wildschwein gegenüber, der keine 10 Meter von mir entfernt war. Das war schon ziemlich imposant.

Wir verzogen uns in Sicherheit und das Wildschweinpärchen hat sich zum Glück für die andere Richtung entschieden. Ich glaube zwar auch kleine Ferkel gesehen zu haben, aber genau kann ich es nicht sagen. War auf jeden Fall ein Erlebnis für uns.

Mittlerweile sind wir 80 Kilometer weiter nach Südwesten gezogen. In eine Gegend, die sich Cabo de Gate nennt. Auf dem Weg hierher haben wir einen imposanten Staudamm mit einer interessanten Geschichte gefunden. Vor 170 Jahren haben sich mehr als 1000 Investoren zusammengetan und diesen Staudamm bauen lassen.

Er besteht nicht aus Beton, sondern vor allem aus Steinen, die treppenartig wie Lego aufeinander gestapelt sind.

Ja, wie eine Ägyptische Pyramide, die man auf den Kopf gedreht hat, ne?

Er ist zwar nur 25 Meter hoch, aber Eindruck macht er trotzdem. Das Projekt selbst war wohl ein Reinfall, denn es regnet kaum in der Gegend. Aber die Idee war ganz nett.

Cabo de Gate ist eigentlich ein Naturschutzgebiet und eine Halbwüste. Und zwar eine in der es Kakteen und sogar Kamelions gibt.

Eigentlich?

Wenn du dir mal die Satellitenaufnahmen dieser Gegend anschaust, wirst du vermutlich viele Berge mit weißen Schneekuppen sehen. Das Ding ist, es gibt hier gar keinen Schnee. Das war das auf den Satellitenaufnahmen als Schnee rüberkommt, sind Gewächshäuser. Und zwar in einer Fläche, wie wir es noch nie gesehen haben.

Ich habe mir den Spaß gemacht und online die Fläche vermessen. Es sind 134 Quadratkilometer mit Folie und Plexiglas überdachte Fläche. Und das ist noch gar nichts. Ein paar Kilometer weiter gibt es eine Stadt mit dem Namen El Ejido. Die Fläche der Gewächshäuser allein um diese Stadt herum misst 370 Quadratkilometer. Nur zum Vergleich: Die Stadt Hannover ist mit all seinen Stadtteilen nur halb so groß.

In diesem Meer aus Gewächshäusern sind Städte und Dörfer eingebettet, die scheinbar nur für die Menschen existieren, die dort arbeiten. Und zwar eine bestimmte Art von Menschen.

Oh, oh Junge. Du betrittst vermintes Gelände. Pass auf, dass du schön politisch korrekt bleibst.

Damit du verstehst, welche Menschen dort arbeiten und warum wir glaubten in Kabul gelandet zu sein, gebe ich dir mal eine kleine Vorgeschichte, die uns erzählt wurde:

Also die Nacht war schrecklich. Wir sind um 01:00 geweckt worden. Nicht, weil jemand an unsere Tür geklopft hat, sondern weil wir Lärm gehört und Blaulicht gesehen haben. Wir gingen raus und sahen mehre Polizeiautos und ein Bus vom Roten Kreuz. Aus dem Bus stiegen Leute in Schutzanzügen aus.

Wir dachten schon die Zombieapokalypse geht los.

Am Strand war eins von diesen Gummiboten mit locker 15 Leuten angekommen. Den wurden dann erstmal die Stäbchen ins Hirn gerammt und später haben sie ein paar Decken bekommen. In Afrika ist ja wärmer als hier in Spanien. Das ging bis 5:00 morgens so und dann fuhren alle weg.

Die hatten aber Glück, dass sie die Polizei erwischt hat. Normalerweise werden sie schon vorher von Bauern abgefangen. Dann sieht man sie später, wie sie die Salatköpfe hier pflücken oder Samen in die Erde stecken. Keine Ahnung, ob die das freiwillig machen oder nicht. Aber ich denke schon.

Auf unserer Fahrt durch die unendliche Wüste der Gewächshäuser haben wir auch echte Slums gesehen. Also Siedlungen mit Unterkünften aus Schrott und Abfall. Im Prinzip sind es zusammengezimmerte Holzpaletten, die mit Plastikfolie überdacht sind.

Die Straßen sind voll von Dunkelhäutigen, die entweder zu Fuß oder auf Fahrrädern unterwegs sind. In den Städten gibts Moscheen und auch auf der Straße und in den Supermärkten läuft eher orientalisch angehauchtes Klientel rum.

In diesen Gewächshäusern wachsen die Gurken und Tomaten, die wir in Deutschland in unseren Supermärkten kaufen. Die Europäische Union hat zwar offiziell keine Handelszölle, aber dafür Normen, die Obst und Gemüse erfüllen muss, um bei uns verkauft werden zu dürfen.

So ne Gurke muss dann eben eine gewisse Länge, eine gewisse Dicke und darf maximal um so und soviel Grad gebogen sein. Und die spanischen Gewächshaus-Gurken erfüllen diese Normen und tragen so abgefahrene Namen wie Samurai F1 und Takeshi F1. Was auch immer das mit der Formel 1 zu tun hat.

Alle paar Kilometer sind wir an riesigen Werbeplakaten vorbeigefahren, auf denen hübsche Menschen herzhaft in so ein Gemüse beißen und für die Erzeugnisse werben.

Dass Tomaten und Gurken aus Spanien geschmacklos sind, liegt übrigens nicht daran, dass sie grün geerntet werden und dann auf dem LKW nach Deutschland nachreifen. Ne, die sind einfach so ohne Geschmack. Auch hier.

Cabo de Gate können wir trotzdem empfehlen. Gewächshäuser gibt es hier keine, dafür aber einen Kilometerlangen Strand, Sonnenuntergänge und einen Salzsee. Und die Kids haben endlich mal gesehen, wie echtes Meersalz hergestellt wird.

Heute sehen wir uns Almeria an. Die größte Stadt in dieser Gegend. Und worauf wir uns besonders freuen: Janina hat sich schlau gemacht und eine kindergerechte Tour zusammengestellt.

Ich bin gespannt. Wünsche dir einen guten Start in die nächste Woche und wir hören uns in sieben Tagen.

Bis dann.

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Kein Spam. versprochen.

Über diesen Autor gibt es soviel zu sagen, das passt hier alles gar nicht hin. Am Besten kontaktieren und kennenlernen 😉.

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