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#5 – Der Sturm und die Grenze

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#5 - Der Sturm und die Grenze
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Hör mal genau hin. Hörst du das? Jep, du hörst richtig. Meeresrauschen. Genau genommen Mittelmeerrauschen bei Cabo Roig, nicht weit von Alicante. Der Ort an dem wir gerade sind.

Was für ein Bruch oder? Vor sieben Tagen erzähle ich dir, dass ich keine Ahnung habe, wann wir losfahren. Und heute gebe ich mit Meeresrauschen von einem Ort an, der 2,5 Tausend Kilometer von unserem zu Hause entfernt ist. Wie wir gestartet sind und wie wir über die Grenzen gekommen sind, ist das heutige Thema.

Willkommen im SpotBeat Family Podcast, mein Name ist Sergej.

Lass mich von vorn beginnen.

Wir erzählten meinen Eltern beim Mittagessen, dass die Schaumstoffe nicht rechtzeitig geliefert wurden und meine Mutter meinte nur: Na und? Dann nehmt doch eure.

Man, Mütter. Ständig müssen sie recht haben. Natürlich müssen die Matratzen nicht perfekt reinpassen, aber welche Ausrede sollten wir dann noch haben nicht loszufahren?

Auch wenn es komisch klingt: Richtig bereit waren wir nicht. Mental meine ich. Wahrscheinlich war die Lieferverzögerung eine willkommene Ausrede für uns. Aber nun haben wir die Sache in Gang gesetzt und egal wie wir es auch betrachten: Wir können nur gewinnen. Also Augen zu und Sachen packen.

Wir hatten eine alte 140cm breite Matratze. Die habe ich um 10cm gekürzt, damit sie auf das hintere Bett passt. Dann kauften wir eine neue 140cm Matratze und legten sie in den Alkoven. So als temporäre Lösung. Ist nicht perfekt, aber reicht erstmal aus.

Ich weiß nicht, ob du schon einmal ein Wohnmobil gepackt hast, aber es hat – ungelogen – zwei volle Tage gedauert. Und ich will noch nicht einmal versuchen aufzuzählen, was wir alles dabei haben.

Beim Packen übernahm ich den Part des Spielverderbers: Schatz, wir müssen auf das Gewicht achten. Ist eine Lichterkette wirklich notwendig?

Meine Frau wollte dagegen ihrer Rolle der Fürsorgerin gerecht werden: Ja ist es. Ich möchte abends sitzen und mich wohlfühlen.

Und dazu brauchst du Lichterkette?

Halt die Klappe und mach deinen Job.

Ich drücke es mal so aus: In unserem Haus stehen nur noch Möbel. Wir haben es quasi besenrein hinterlassen.

Irgendwann kam der Tag X und wir waren soweit.

Am Donnerstag fegte ein Sturm über Deutschland. Der Wetterdienst hatte vor einem Sturm mit Windgeschwindigkeiten von 120km/h gewarnt. Und rate mal wann wir losgefahren sind? “Äh, Donnerstag?”. Jepp.

Die Kinder hatten die Idee das Wohnmobil auf den Namen Plea zu taufen. Ist also ein Weibchen. Damit haben Sie ihre Überzahl weiter ausgebaut und ich bin weiterhin der einzige männliche Vertreter in unserer Familie.

Wir fuhren also mit unserer Elefantenkuh namens Plea am Donnerstag los. Die Seitenwand des Wohnmobils misst 7x3m. Das entspricht einer Fläche von 21qm. Die Räder scheinen nicht wirklich mit dem Rest verbunden zu sein. Ich lenke, die Räder fahren vor und der Rest kommt zwei Sekunden später irgendwie nach. Es fühlt sich nicht wirklich an wie ein Auto, sondern eher wie so ein Boot. Also schwimmend.

Ich fahre also so vor mir hin und plötzlich klatscht von links so eine Böe in die Seite. Bäm. So mit Überschallknall. Und zum ersten Mal in meinem Leben empfand ich die Autobahnspur als viel zu schmal. Ich lenkte dagegen, was mir mit zwei Sekunden Verzögerung auch gelang, nur um dann die nächste Böe abzubekommen, die den Wagen nach rechts zog. Also wieder gegenlenken.

Das ging drei Stunden so. Meine Triceps waren irgendwann so dick wie Oberschenkel, aber den Dreh hatte ich raus. Je weiter nach Süden wir kamen, desto schwächer wurde der Sturm. Irgendwann flog ich mit 110 Sachen über die Autobahn und machte einen LKW nach dem anderen platt. “Naja, geradeso”, “Und auch nicht jeden.”

Ehrlich gesagt fährt sich so ein Wohnmobil wie ein Geräteschuppen auf Rädern. Das Besteck klappert, die Wände quietschen und der Alkoven pfeift.

Am Anfang musste ich auch immer wieder nach hinten schauen. Ich dachte die Tür steht offen. Und obwohl meine Frau direkt neben mir sitzt, müssen wir laut reden, damit wir alles verstehen. Die Kinder sitzen direkt hinter uns, aber ohne Geschrei kommt kein einziges Wort hinten an.

Es gibt aber auch Vorteile mit so einem Wohnmobil unterwegs zu sein. Beispielsweise Baustellen. Normalerweise nerven sie. Dieses Mal haben wir auf dem 670km langen Trip 13 Baustellen gezählt und praktisch keine davon wahrgenommen. Da wir immer irgendwo zwischen 90 und 110 km/h schnell fahren, nahmen wir die Geschwindigkeitsbegrenzung in Baustellen praktisch nicht wahr. Es ist für uns ganz normales Tempo und damit war das auch irgendwie meine bisher entspannteste Fahrt durch Deutschland.

Unseren ersten Zwischenstopp legten wir zwei Nächte bei Freunden in Ravensburg ein. Auch sie haben drei Kinder. Und vier Hamster. Die Kinder hatten natürlich ihren Spaß und auch wir Erwachsene kamen auf unsere Kosten. Aber wir waren einwenig unter Zeitdruck, denn wir wollten unbedingt bis Sonntag in Alicante sein. Und diese Fahrt bereitete mir Bauchschmerzen.

Auf der einen Seite wegen den 1800km und auf der anderen Seite wegen den Grenzen. Denn der breiten Masse werden Menschen wie wir als Impfverweigerer verkauft. Was?! Scheiß Nazis! Genau. Und Nazis kommen laut dem auswärtigen Amt nur getestet über die Grenzen. Deshalb haben wir uns überlegt, wie wir das eigentlich anstellen sollen? Auf der einen Seite wollen wir langsam reisen und längere Stopps einlegen. Auf der anderen Seite gilt so ein Test nur 24 Stunden. Wir mussten uns also beeilen.

Wir machten also so eine Art Test und fuhren los. Eigentlich habe ich nach dem Studium des Auswärtigen Amts kilometerlange Schlangen, Passkontrollen, lästige Fragen, Wohnmobildurchsuchungen und rektale Untersuchungen befürchtet. Und rate mal was passiert ist?

Wir haben die Deutsch-Schweizerische, die Schweiz-Französische und die Französisch-Spanische Grenze überquert und haben keinen einzigen – ich wiederhole – keinen einzigen Grenzbeamten gesehen. Es ist nicht so, dass wir unsere Pässe vorzeigen oder die Abwesenheit von Krankheit mit einem QR-Code beweisen mussten. Nein wir haben noch nicht einmal angehalten.

Wie so oft in den vergangen Monaten wurde meine Vermutung wieder einmal bestätigt. Die Hollywood Welt, die wir auf dem Monitor sehen, hat absolut nichts mit der realen Welt zu tun.

Aber zurück zum Trip. Ich weiß nicht wie es dir geht, aber ich kann weder im Flugzeug, noch im Zug und schon gar nicht im Auto schlafen. Ich brauche ein Bett, Dunkelheit und Ruhe. Als ich um 4:00 Uhr morgens durch Frankreich fuhr, konnte ich meine Augen kaum offenhalten. Also fuhr ich runter, parkte und Verkündete: Kinder, wir gehen schlafen.

Statt Seufzer und Beschwerden, bekam ich Applaus und Freudenschreie zu hören. Die Kids wollten schon die ganze Zeit mal im Alkoven pennen und jetzt durften sie auch.

Vier Stunden später wachte ich auf, es war hell, und was soll ich dir sagen? Es war geil. Zum ersten Mal habe ich den Wert so einer Elefantenkuh auf vier Rädern am eigenen Körper erfahren. Draußen waren es 6°C, aber wir schliefen in Klamotten und es war ausreichend warm. Das eigene Bett mit eigener Bettwäsche ist einfach Gold wert. Auch wenn es nur kurz war, ich habe geschlafen wie ein Baby.

An der Raststätte schnell Kaffee geholt und weiter ging die Reise. Nach einigen Stunden hielten wir bei Portbou an. Das ist direkt nach der Französich-Spanischen Grenze. Was für eine Traumgegend. Und erneut haben wir Plea zu schätzen erfahren. Kühlschrank, Sitzecke, Waschbecken. Mehr braucht man für ein Frühstück nicht. Und auch die Kinder waren restlos begeistert. So begeistert, dass wir ganze vier Stunden in der Gegend verbraten haben.

Müde aber zufrieden kamen wir um 10:00 Uhr Abends in Cabo Roig bei Freunden an. Nach den ersten 2385km im Wohnmobil kann ich behaupten, dass ich mittlerweile gut damit klar komme. Klar es schwimmt und man kann nicht mit 180 Sachen in der Gegend rum rasen, aber der Komfort ist es Wert.

Echtes Van-Life ist aber noch nicht. Zwar werden wir diese Woche im Wohnmobil schlafen, aber Küche, Dusche und Toilette dürfen wir bei unseren Freunden benutzen. Bis hierher war das ein anstrengender Trip und genau deshalb geht es ab hier viel gemütlicher weiter.

Wohin genau, dass erzähle ich nächste Woche. Wir hören uns.

Bis dann

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Über diesen Autor gibt es soviel zu sagen, das passt hier alles gar nicht hin. Am Besten kontaktieren und kennenlernen 😉.

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